Ein e-MOBILITY Pionier

MICHAEL HECKEN

Seit 2008 entwirft und baut Designer und Unternehmer Michael Hecken mit seinem Team elektrisch angetriebene Bikes. Gemeinsam mit Karlheinz Nicolai hob Hecken Unternehmen wie Grace und HNF aus der Taufe.  Viele Bikes aus dieser langjährigen Zusammenarbeit haben die Branche verändert, mehrere haben Auszeichnungen gewonnen.

2008 – Es begann in einer Kunstgalerie

Branchenkenner erinnern sich noch gut an einen kalten Herbstabend 2009 im hippen Berlin Mitte: Ein gut gelaunter Michael Hecken hatte in die Galerie Koal geladen und präsentierte der staunenden Öffentlichkeit ein Fahrzeug, welches die Welt so noch nicht kannte. Es war das GRACE ONE –  ein Meilenstein in der E-Bike Geschichte, damals jedoch eine neue, noch vollkommen unbekannte Fahrzeuggattung. Michael Hecken hatte es ersonnen, das Design entworfen und es patentiert, Kalle Nicolai hatte die Details konstruktiv ausgearbeitet und den Rahmen gebaut. Beide Männer hatten sich dafür schon 2008 zur Grace GmbH & Co KG zusammengetan.

Die Vorstellung in der Galerie war ein voller Erfolg: Im Tagesrythmus gingen in den folgenden Wochen Bestellungen aus aller Welt ein. Und nachdem die ersten 20 Stück quasi in Michael Heckens Wohnzimmer zusammengeschraubt wurden, ging dieses Bike schon wenig später als GRACE ONE in Serie – Made in Berlin. Es war damit das erste in Serie gefertigte e-Motorbike mit Strassenzulassung weltweit. Mit seinen ungedrosselten 65 km/h zeugte es schon damals von Heckens Leidenschaft, schnellere Zweiräder zu bauen.

„Das Grace ist das absolute Designerstück.
Das ist der Bang & Olufsen der Fahrradgarage“.

— Uli Brée, Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor


Zahlreiche namhafte Persönlichkeiten zählten zu den ersten Kunden, unter ihnen so illustre Namen wie Leonardo DiCaprio, Michael Schumacher, Fürst Albert II von Monaco, Nico Rosberg, Til Schweiger und viele mehr.

2011 - das Smart ebike und die Riemenrevolution

Wie eine Rakete war GRACE gestartet. Innerhalb von zwei Jahren waren drei neue Modelle entstanden, und mit größeren Produktionshallen in Berlin hatte das Team gerade erst die Weichen für weitere Expansion gestellt. Schon das GRACE ONE war eine Pionierleistung – aber mit Grace EASY und Grace MX schickte sich Heckens Team an, die noch junge Branche zu revolutionieren: Erstmals wurde bei einem E-Bike der verschleißanfällige Kettenantrieb durch eine Kombination aus Carbonriemen und stufenlosem Getriebe ersetzt. Das GRACE EASY, noch ohne stufenloses Getriebe, gewann später den renommierten Red Dot Design Award, während das Grace MX als weltweit erstes Bike mit Riemenantrieb, stufenlosem Getriebe und Bosch Anrieb in die Geschichte einging. Heute ist diese Kombination im Premiumsektor praktisch überall anzutreffen. Über alle Hersteller hinweg gilt diese mittlerweile als Goldstandard der Wartungsfreiheit.

GRACE MX
GRACE EASY

Die Nachfrage nach den avantgardistischen Fahrzeugen von GRACE war von Anfang an enorm. Natürlich war der Ausbau der Produktionskapazitäten eine Mammutaufgabe. Und dies nicht nur personell und operativ, sondern auch finanziell. Zwar konnte GRACE anfangs mit Venture Capital gut wachsen und sich so über mehrere Jahre eine gewisse Unabhängigkeit erhalten. Doch schon bald zeichnete sich ab, dass das Unternehmen schneller expandieren musste, als man es sich anfangs erträumt hatte: Im Verlauf des Jahres 2011 gelang es Michael Hecken, einen Auftrag über Entwicklung und Bau des smart ebike von der Daimler AG zu akquirieren – und natürlich sollte auch dieses Fahrzeug den richtungsweisenden Carbonriemen-Antrieb bekommen.

In einer aufwändigen Präsentation stellte der damalige Daimler-Vorstand Dieter Zetsche das futuristisch anmutende Bike auf dem Pariser Autosalon 2012 vor. Das modulare Mobilitätskonzept von Smart – bestehend aus Bahn, Kleinwagen und e-Bike – traf den Nerv der Zeit. Auch das Smart E-Bike gewann unmittelbar nach seiner Vorstellung den renommierten Red Dot Award. Im Sommer 2013 schenkte Daimler CEO Dieter Zetsche Papst Franziskus ein smart ebike, als er diesen zu einer viel beachteten Audienz im Vatikan besuchte. Einen Bericht inklusive Fotos vom Papst mit dem Bike kann man übrigens hier (Link) sehen. Am Ende wurden von Daimler ganze 15.000 Exemplare des begehrten Designerstücks geordert – ein Auftrag über 20. Millionen Euro. Für ein gerade einmal zwei Jahre altes Unternehmen war dies eine herausragende Leistung, aber auch eine große Herausforderung.

2012 - vom Startup zur Konzernmarke

Spätestens mit dem Daimler Auftrag war klar, dass enorme Investitionen anstanden, wenn man das weitere Wachstum nicht gefährden wollte. Immerhin ging es allein bei Daimler um eine fünfstellige Anzahl von Bikes – und um ein Auftragsvolumen von außergewöhnlicher Höhe. Es mussten also neue, mutige und vor allem große Partner ins Boot. RICHTIG große. Größter Fahrradhersteller Deutschlands war zu diesem Zeitpunkt die MIFA AG, und gerade erst hatte Investor Carsten Maschmeyer 30 % der MIFA erworben. Über einen persönlichen Kontakt, den Michael Hecken „um drei Ecken“ zu Maschmeyer hatte, wurde der MIFA Vorstand auf die junge GRACE aufmerksam. Keine Frage, die Marke passte perfekt zu den ambitionierten Plänen der MIFA. Und so dauerte es nicht lange, bis man sich einig wurde…

„Wir kamen da um die Ecke mit einem zig Millionen Auftrag von Daimler, fix und fertig. Die Ware war im Zulauf, und die brauchten nur noch zu unterschreiben.

— Michael Hecken über die MIFA-Verhandlungen


2012 übernahm die MIFA die Grace GmbH & Co KG, um sie sodann operativ, organisatorisch und personell in die MIFA zu integrieren. Zunächst entpuppte sich die Übernahme auch als echter Glücksfall – und zwar nicht nur für die MIFA, sondern besonders auch für die beiden Gründer Michael Hecken und Karlheinz Nicolai.  Die beiden waren nun frei von den belastenden Aufgaben der Geschäftsführung.  Als Angestellte der MIFA konnten sie sich jetzt voll und ganz auf das konzentrieren, was sie am besten beherrschten: Design, Marketing und Technik.

Die MIFA AG war an der Frankfurter Börse gelistet, und das neue Team nutze die Gunst der Stunde: Mit der MIFA 2.0 Story gingen MIFA-CEO Peter Wicht und Michael Hecken noch 2012  auf „Kapitalmarkt-Tour“ durch Europa – Wicht als alleiniger Vorstand, Hecken als Leiter Marketing und Sales. Die E-Bike Story konnte Hecken dabei derart erfolgreich kommunizieren, dass es in kürzester Zeit gelang, am Kapitalmarkt knapp 36 Millionen Euro zur weiteren Expansion des Unternehmens mit der Marke GRACE  zu akquirieren.

2014 – Fall der MIFA AG

Es war eine Ironie des Schicksals, dass die MIFA AG nur zwei Jahre später wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel. Die Insolvenz kam im September 2014, und sie kam aus heiterem Himmel. Noch Ende 2013 hatten nicht einmal die Wirtschaftsprüfer etwas kommen sehen.

Aber was genau war 2014 mit der MIFA passiert?  Im Rückblick wirkt die Geschichte eigentlich unglaublich:

Vermögenswerte der AG waren verschwunden oder existierten nur auf dem Papier, Kosten waren zu niedrig angesetzt. Und keinem Manager, keiner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft war dies rechtzeitig aufgefallen. Die Aufarbeitung dieses Skandals sollte noch Jahre dauern: In einem aufwändigen Betrugsprozess wurde der damalige Vorstandsvorsitzende der MIFA AG im September 2021 vom Amtsgericht Sangershausen schuldig gesprochen.

Ohne jeden Zweifel, 2014 war ein rabenschwarzes Jahr für GRACE. Vor allem aber war es eine Katastrophe für alle Beschäftigten der MIFA. Und natürlich für all jene, die nun wertlose Anteile an der MIFA besaßen. Michael Hecken, der alles auf Grace gesetzt hatte, stand augenscheinlich vor den Trümmern seines Herzensprojekts GRACE.

2015 - Alles auf Anfang: Hecken, Nicolai & Friends

Sicher, manch Einer wäre in so einer Situation resigniert. Aber Hecken und Nicolai wollten es noch einmal wissen: Mit einem Paukenschlag gründeten sie 2015 die HNF GmbH. „HNF“, das war ein Statement, ein Kürzel für „Hecken, Nicolai & Friends“. Die Devise lautete dann auch „Freundliches Geschäft unter freundlichen Menschen“. Es folgten weitere innovative Ebikes: Das HNF CD1 interessierte im Jahre 2016 die Fachwelt als das weltweit erstes Lastenfahrrad mit patentierter Neigetechnik. Ebenfalls Maßstäbe gesetzt hat das HNF XF1, ein voll gefedertes, geländegängiges E-Bike, welches mit einem Riemenantrieb und einer aufwändigen Triebsatz-Schwinge aus dem Hause BMW seiner Zeit voraus war.

2019 - HERO CYCLES steigt bei HNF ein

Nach dem Feuerwerk an neuen E-Bikes und einem entsprechend rasanten Umsatzwachstum war spätestens Anfang 2019 klar, dass die HNF GmbH dem Startup-Stadium endgültig entwachsen war. Neue Investoren interessierten sich für das Unternehmen. Unter ihnen war auch die HERO CYCLES Ltd., der nach Stückzahlen größte Fahrradhersteller der Welt.  In mehreren Beteiligungsrunden übernahm die HERO Group ab November 2019 sukzessive die Mehrheit an der HNF GmbH.

Und HERO hatte Großes vor und mit HNF die Tür zum europäischen Premium-Markt öffnen, dabei sollte  – ähnlich wie auf dem indischen Heimatmarkt – eine breite Händlerschaft als Basis aufgebaut werden.

Michael Hecken, der seit der Übernahme durch HERO als CMO den Vertrieb und das Marketing führt, gelang daraufhin eine rasanter Vertriebsaufbau: Innerhalb von weniger als zwei Jahren konnten mehr als 500 der besten Fachhändler Deutschlands und Europas an Bord geholt und die Verkaufszahlen vervielfacht werden. Ohne Zweifel war der Aufbau einer so breiten Vertriebsstruktur in einer derart kurzen Zeit Heckens vertriebliches Meisterstück.

Bis zum heutigen Tag berät Hecken das Unternehmen.